Lebergesundheit im Blick – Warum die Fettleber zur Volkskrankheit geworden ist und was wir tun können
Ein stiller Riese im Körper
Unsere Leber ist ein wahres Multitalent: Mit bis zu zwei Kilogramm Gewicht ist sie das größte Stoffwechselorgan und erfüllt über 500 verschiedene Aufgaben. Sie filtert Giftstoffe aus dem Blut, speichert Energie in Form von Glykogen, produziert Galle für die Fettverdauung und spielt eine zentrale Rolle im Hormon- und Immunsystem. Jede Minute fließen rund 1,5 Liter Blut durch sie hindurch – unermüdlich, Tag und Nacht. Doch genau dieses leistungsstarke Organ ist weltweit zunehmend bedroht – durch eine Erkrankung, die oft jahrelang unentdeckt bleibt: die Fettleber.
Die Leber in Zahlen
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Gewicht: ca. 1,4–2,0 kg
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Aufgaben: über 500 verschiedene Stoffwechselfunktionen
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Blutdurchfluss: ca. 1,5 Liter pro Minute
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Regenerationsfähigkeit: kann sich bei rechtzeitiger Ursachenbeseitigung vollständig erholen
Fettleber – eine unterschätzte Gefahr
In Deutschland ist sie der häufigste Leberbefund: Etwa 23 % der Bevölkerung sind betroffen, weltweit sind es Schätzungen zufolge über eine Milliarde Menschen. Bei einer Fettleber lagert sich Fett in den Leberzellen ein. Das allein ist nicht zwingend gefährlich, kann aber unter ungünstigen Bedingungen zu Entzündungen und bleibenden Schäden führen. Die Hauptursachen sind vielfältig. Besonders häufig stehen Übergewicht, erhöhte Blutfettwerte, Insulinresistenz oder ein Typ-2-Diabetes im Vordergrund. Auch übermäßiger Alkoholkonsum spielt eine große Rolle. Daneben können bestimmte Medikamente, andere Leber- oder Stoffwechselerkrankungen wie Zöliakie oder Morbus Wilson sowie eine Kombination mehrerer Risikofaktoren eine Fettleber begünstigen. Seit 2023 gelten zudem neue medizinische Fachbegriffe: MASLD bezeichnet die metabolische Dysfunktion-assoziierte Fettleber, MASH die entzündliche Form, MetALD eine Kombination aus metabolischen Faktoren und Alkoholkonsum, und kryptogene SLD eine Fettleber unbekannter Ursache.
Fettleber weltweit
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Deutschland: ca. 23 % der Bevölkerung
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Europa: rund 80 Millionen Betroffene
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Weltweit: über 1 Milliarde Betroffene
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Steigende Zahlen auch bei Kindern und Jugendlichen, v. a. bei Übergewicht
Warum man eine Fettleber oft nicht bemerkt
Eine der größten Herausforderungen bei der Fettleber ist, dass sie in vielen Fällen keinerlei Beschwerden verursacht. Das liegt daran, dass das Lebergewebe selbst keine Schmerzrezeptoren besitzt – es kann also nicht direkt „melden“, wenn es geschädigt wird. Erst wenn die Leber stark vergrößert ist oder eine Entzündung vorliegt, kann es zu einem Druck- oder Völlegefühl im rechten Oberbauch kommen. Diese Empfindungen entstehen nicht durch die Leberzellen selbst, sondern durch das sie umgebende Gewebe, das bei einer Vergrößerung gedehnt wird. Hinzu kommt, dass die wenigen möglichen Symptome wie Müdigkeit, Konzentrationsschwäche oder allgemeine Erschöpfung sehr unspezifisch sind und häufig anderen Ursachen zugeschrieben werden. Selbst Veränderungen von Urin oder Stuhl treten meist erst in fortgeschritteneren Stadien auf. All das führt dazu, dass eine Fettleber oft nur zufällig bei einer Ultraschalluntersuchung entdeckt wird, etwa im Rahmen einer Routinekontrolle.
Mögliche Warnzeichen
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Langanhaltende Müdigkeit
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Druckgefühl im rechten Oberbauch
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Konzentrationsprobleme
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Selten: Juckreiz, veränderte Urin- oder Stuhlfarbe
Wann es gefährlich wird
Solange es sich um eine reine Fetteinlagerung handelt, kann sich die Leber in vielen Fällen vollständig erholen, wenn die Auslöser konsequent angegangen werden. Problematisch wird es, wenn eine Entzündung hinzukommt – in der Fachsprache MASH genannt. Dann steigt das Risiko deutlich, dass sich das Gewebe vernarbt (Fibrose) oder eine Leberzirrhose entsteht. Diese fortgeschrittenen Schäden sind oft nicht mehr rückgängig zu machen. Zudem erhöht eine entzündete Fettleber auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes – und zwar in einem Ausmaß, das viele unterschätzen. Studien zeigen, dass Herzversagen bei Fettleberpatienten häufiger die Todesursache ist als ein Leberversagen selbst.
Neue Fachbegriffe seit 2023
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MASLD – metabolische Dysfunktion-assoziierte Fettleber
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MASH – entzündliche Form der MASLD
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MetALD – Kombination aus metabolischen Faktoren und Alkoholkonsum
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Kryptogene SLD – Fettleber unbekannter Ursache
Die Leber kann sich erholen – wenn wir handeln
Die gute Nachricht ist, dass die Leber ein außergewöhnlich regenerationsfähiges Organ ist. Wird die Ursache der Fetteinlagerung rechtzeitig beseitigt, kann sich das Gewebe oft vollständig zurückbilden. Der Schlüssel dazu liegt in einer konsequenten Anpassung des Lebensstils. An erster Stelle steht eine gesunde, ausgewogene Ernährung, bevorzugt mediterran, mit viel Gemüse, moderaten Mengen Obst, hochwertigen pflanzlichen Ölen und ballaststoffreichen Lebensmitteln. Zuckerreiche Getränke, stark verarbeitete Snacks und fettreiche Fertigprodukte sollten dagegen möglichst gemieden werden. Regelmäßige Bewegung verbessert den Stoffwechsel und kann den Fettgehalt in der Leber senken – selbst dann, wenn das Körpergewicht nur langsam abnimmt. Schon 150 Minuten moderate Aktivität pro Woche können spürbare Effekte erzielen. Auch der Verzicht auf Alkohol ist entscheidend, selbst wenn er nicht die Hauptursache war. Ein langsamer, kontrollierter Gewichtsverlust hilft, die Leber zu entlasten. Crash-Diäten oder extremes Fasten sind hingegen kontraproduktiv, da sie den Stoffwechsel belasten und im schlimmsten Fall die Fettleber verschlimmern können.
Präventionstipps
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Mediterrane, pflanzenbetonte Ernährung
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Zucker- und alkoholarme Getränke
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150 Min. Bewegung pro Woche
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Gewicht schrittweise reduzieren
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Stark verarbeitete Lebensmittel meiden
- Fastentage durchführen
Fazit
Die Fettleber ist heute eine der am weitesten verbreiteten Lebererkrankungen – oft lange unerkannt, aber keineswegs harmlos. Wer Risikofaktoren kennt und frühzeitig handelt, kann viel für die eigene Lebergesundheit tun. Mit Aufklärung, gesunder Lebensweise und gezieltem Fasten, lässt sich der Weg zu einer entlasteten, leistungsfähigen Leber aktiv unterstützen.